XRP, die Kryptowährung von Ripple Labs, hat in den vergangenen Monaten eine dramatische Wertsteigerung verzeichnet. Über 420 Prozent Kursplus im Jahresvergleich und ein Preis von zuletzt rund 2,97 US-Dollar wecken Erinnerungen an frühere Höhenflüge.
Der Blick auf historische Daten zeigt aber: Phasen, in denen mehr als 90 Prozent der Anleger im Gewinn sind, waren oft Vorboten heftiger Korrekturen. So verlor XRP Anfang 2018 nach einem ähnlichen Hoch über 95 Prozent seines Wertes, auch im Frühjahr 2021 folgte ein vergleichbarer Einbruch.
Aktuelle On-Chain-Daten deuten auf eine ähnliche Überhitzung hin. Insbesondere der Net Unrealized Profit/Loss (NUPL) steht in einer Zone, die historisch mit Wendepunkten korreliert.
Ein zusätzliches Warnsignal liefert die Chartanalyse: XRP befindet sich in einem fallenden Dreiecksmuster. Sollte der Kurs unter die kritische Marke von 3,05 US-Dollar fallen, könnte ein Absturz des ehemaligen Krypto-Geheimtipps auf rund 2,40 US-Dollar folgen. Das wäre ein Minus von mehr als 20 Prozent.
Gleichzeitig geben sich manche Analysten weiterhin optimistisch und verweisen auf Kursziele jenseits der 12- oder gar 30-Dollar-Marke, sollte der Ausbruch nach oben gelingen.
Euphorie nach SEC-Sieg bleibt aus
Dazu kommt: Trotz des juristischen Etappensiegs gegen die US-Börsenaufsicht SEC bleibt die Kursentwicklung verhalten. Ripple konnte zwar die langjährige Auseinandersetzung beenden, anstatt eines Befreiungsschlags kam es aber zu einem Kursdämpfer.
Ein Grund dafür ist, dass der Optimismus über einen positiven Ausgang bereits weitgehend eingepreist war. Zusätzlich belastet ein massiver Token-Abverkauf im Umfang von drei Milliarden US-Dollar, den Ripple Labs aus seinem Treuhandkonto abgewickelt hat. Diese Angebotsausweitung dämpfte die Nachfrage und verhinderte eine nachhaltige Kursexplosion.
Hinzu kommt der Einfluss makroökonomischer Faktoren. Neue Inflationsdaten aus den USA, darunter der stark gestiegene Produzentenpreisindex , trüben die Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen durch die Federal Reserve. Das belastet risikobehaftete Anlagen wie Kryptowährungen zusätzlich.
Ripple-CTO sorgt für Verunsicherung
Für zusätzliche Unsicherheit sorgt eine jüngste Äußerung von Ripple-CTO David Schwartz. In einem Interview erklärte er, dass XRP auf dem XRP Ledger (XRPL) für viele Transaktionen keine essenzielle Rolle spielt. Stattdessen könnten Institutionen auf sogenannte Trustlines zurückgreifen, um Vermögenswerte zu transferieren, ganz ohne XRP als Brückenwährung.
Zwar bleiben für bestimmte Anwendungen wie Werttransfers ohne Gegenparteien weiterhin XRP-basierte Lösungen sinnvoll, doch der Glaube vieler Anleger, dass ein wachsender XRPL zwangsläufig den XRP-Kurs antreibt, wurde durch diese Aussagen erschüttert. Für einen Teil der Community ist das ein harter Schlag, denn viele Investitionen basierten auf der Annahme, XRP werde vom wachsenden Einsatz des XRPL direkt profitieren.
Hoffnungsträger ETFs
Dennoch gibt es Stimmen, die weiteres Potenzial sehen. Vor allem die Zulassung von XRP-Spot-ETFs wird als möglicher Kurstreiber gehandelt. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies noch im zweiten Halbjahr 2025 geschieht, liegt laut der Prognoseplattform Polymarket bei rund 78 Prozent. Doch auch hier zeigt sich Zurückhaltung: Branchenriese BlackRock, dessen Bitcoin- und Ethereum-ETFs für Kursexplosionen sorgten, beobachtet zunächst die Konkurrenzprodukte von Grayscale oder 21Shares, bevor er selbst einsteigt.
Derzeit steht XRP somit an einem Scheideweg. Einerseits sprechen historische Muster, On-Chain-Daten und Aussagen der Entwickler für eine bevorstehende Korrektur. Andererseits gibt es laut einiger Krypto-Prognosen Hoffnung auf neue Impulse durch ETF-Zulassungen oder technische Breakouts. So oder so ist klar, dass XRP eine Kryptowährung mit Zukunft ist.
