Ein anonymer Trader hat in den vergangenen Monaten mit einer waghalsigen Ethereum-Strategie für Aufsehen gesorgt. Innerhalb von nur vier Monaten verwandelte der Investor eine vergleichsweise kleine Summe von 125.000 US-Dollar in einen vorübergehenden Buchgewinn von 43 Millionen US-Dollar.
Die Grundlage dieses Erfolgs war eine aggressive Long-Position auf Ethereum über die dezentrale Krypto-Börse Hyperliquid, verstärkt durch massiven Leverage und kontinuierliches Reinvestieren der Gewinne.
Laut Daten der Analyseplattform Lookonchain baute der Trader seine ETH-Position mit jeder Kurssteigerung weiter aus und erreichte eine Größenordnung von bis zu 66.749 ETH, was einem Positionswert von rund 303 Millionen US-Dollar entspricht.
Doch wie so oft im Kryptomarkt folgte dem Höhenflug der harte Absturz. Als der Ethereum-Kurs zu fallen begann, blieb dem Trader nur noch die Flucht nach vorn. Am 18. August schloss er seine Position mit einem Gewinn von 6,86 Millionen US-Dollar.
Die Schattenseite der Hebelwirkung
Ein Detail sorgt für Stirnrunzeln: Der Trader hatte seine ETH-Position mit einem Hebel von bis zu 10x aufgebaut. Tatsächlich lag der Liquidationspreis seiner beiden Hauptpositionen bei knapp 4.200 US-Dollar pro ETH. Als der Kurs wieder unter dieses Niveau fiel, war der Spielraum für Korrekturen vorbei.
Laut On-Chain-Daten standen hinter dem Trade zwei Ethereum-Wallets , die gemeinsam den Großteil der Position hielten. Die erste Wallet hielt zu Spitzenzeiten 44.916 ETH, die zweite 21.832 ETH. Das entsprach unrealisierten Gewinnen von rund 17 Millionen beziehungsweise 7,8 Millionen US-Dollar. Diese Werte markieren das theoretische Maximum, realisiert wurde davon jedoch nur ein Bruchteil.
Die Strategie des Traders bestand darin, Gewinne sofort in neue Positionen zu reinvestieren, anstatt sie abzusichern oder auszuzahlen. Ein riskanter Ansatz, der in Bullenmärkten kurzfristig beeindruckende Renditen liefert, aber keine Puffer für plötzliche Rückschläge bietet.
Whale-Verhalten und ETF-Abflüsse schüren Unsicherheit
Die Geschehnisse rund um den spektakulären Trade fallen in eine Phase erhöhter Marktaktivität im Ethereum-Ökosystem. So meldeten Analysefirmen wie Nansen am selben Tag auffällige Abverkäufe durch sogenannte Whales, also Großinvestoren, die mit wenigen Transaktionen ganze Kurstrends prägen können. Unter anderem verkaufte ein einzelner Whale über 9,7 Millionen US-Dollar an ETH, ein anderer liquidierte ETH im Wert von 1,29 Millionen US-Dollar. Die massiven Bewegungen deuten auf zunehmende Gewinnmitnahmen hin.
Auch die Kapitalflüsse in US-basierte Ethereum-ETFs liefern ein Warnsignal. Nachdem es acht Tage in Folge Nettozuflüsse gegeben hatte, kam es am Freitag zu Abflüssen von 59 Millionen US-Dollar. Marktbeobachter werten dies als Vorzeichen einer Konsolidierungsphase, die durch die Sommerflaute und anstehende geldpolitische Entscheidungen der US-Notenbank zusätzlich begünstigt werden könnte.
Ethereum trotzt Rückschlägen vorerst
Trotz der Rücksetzer befindet sich Ethereum aus charttechnischer Sicht weiterhin in einer starken Verfassung. Im Monatsvergleich steht ein Plus von über 20 Prozent, auch wenn der Kurs zuletzt wieder unter Druck geriet.
Auch das Allzeithoch aus dem Jahr 2021 ist laut einiger Ethereum-Prognosen zum Greifen nah. Analysten wie Ryan Lee von der Börse Bitget mahnen dennoch zur Vorsicht: Die wachsende Zahl offener Positionen deutet auf eine zunehmend angespannte Marktstruktur hin, in der überdurchschnittlich viel Kapital mit Hebelwirkung eingesetzt wird. In einem solchen Umfeld reichen kleine Auslöser, um heftige Ausschläge in beide Richtungen auszulösen.
Gleichzeitig beobachten institutionelle Investoren wie BitMine Immersion einen zunehmenden Einsatz von Ethereum als Reserve-Asset. Diese Entwicklung verleiht der zweitgrößten Kryptowährung Rückenwind, könnte aber kurzfristig durch makroökonomische Unsicherheiten wie die nächste Zinsentscheidung der US-Notenbank überschattet werden.
