Mit der Einführung des Euro-Stablecoins EUROD durch die deutsch-französische Bank ODDO BHF vollzieht Europa einen weiteren Schritt hin zur digitalen Währungszukunft.
Der neue Token, der vollständig von ODDO BHF Asset Management verwaltet wird, ist an den Euro gekoppelt und erfüllt die Anforderungen der MiCA-Verordnung , die seit 2024 den rechtlichen Rahmen für Krypto-Vermögenswerte in der EU vorgibt. Technisch basiert EUROD auf der Polygon-Blockchain und wird zunächst auf der spanischen Kryptobörse Bit2Me handelbar sein.
Die Abwicklung des Stablecoins erfolgt über ein Netzwerk aus namhaften Partnern: Fireblocks sorgt für die tokenisierte Infrastruktur, Flowdesk garantiert die Liquidität durch seine Market-Making-Dienste.
Laut ODDO BHF soll EUROD sowohl institutionellen als auch privaten Akteuren rund um die Uhr sichere, nachvollziehbare und direkt auf der Blockchain abgewickelte Transaktionen in Euro ermöglichen.
Starke Positionierung im europäischen Krypto-Markt
Der Schritt der 170 Jahre alten Finanzgruppe, die Standorte in Paris, Frankfurt und Genf unterhält, ist Teil einer größeren europäischen Bewegung. ODDO BHF will mit EUROD die Lücke füllen, die durch die Dominanz US-basierter Stablecoins wie Tether (USDT) und USD Coin (USDC) entstanden ist. Diese beiden Token vereinen über 83 Prozent der globalen Stablecoin-Marktkapitalisierung von aktuell rund 306 Milliarden US-Dollar in sich.
Euro-Alternativen dagegen blieben bislang eine Nische. EUROD gehört damit zu den ersten Stablecoins, die von einer vollständig regulierten europäischen Bank initiiert wurden.
Zunehmender Wettbewerb unter europäischen Stablecoins
ODDO BHF steht mit EUROD dennoch nicht allein da. Bereits im April 2025 hatte SG-Forge, der digitale Arm der Société Générale, den EUR CoinVertible eingeführt, der sich an institutionelle Kunden richtet. Im Juli folgte EURAU , ein Stablecoin des Joint Ventures AllUnity von Flow Traders, DWS und Galaxy. Weitere neun europäische Banken arbeiten zudem an einem gemeinsamen Euro-Stablecoin, der 2026 starten soll .
Die EU-Mitgliedsstaaten setzen also zunehmend auf eigene Lösungen, um die Abhängigkeit vom US-Dollar zu reduzieren und zugleich ein europäisches Gegengewicht in der Blockchain-Branche zu schaffen.
Weichenstellung für digitale Finanzinfrastruktur
Mit dem EUROD will ODDO BHF eine stabile und vertrauenswürdige Brücke zwischen traditionellem Bankwesen und dezentralen Finanzsystemen schlagen. Der Stablecoin wird als Baustein für moderne Zahlungsinfrastrukturen verstanden, die auf europäischem Recht basieren und dennoch globale Wettbewerbsfähigkeit anstreben. Die Tokenisierung eurobasierter Liquidität soll den Zahlungsverkehr, den Handel mit digitalen Vermögenswerten und künftig auch Smart-Contract-basierte Anwendungen revolutionieren.
Ein digitaler Euro als staatlich herausgegebene Zentralbankwährung ist in der EU zwar weiterhin in Planung, wird jedoch frühestens 2029 erwartet. Bis dahin könnten privatwirtschaftlich getragene Stablecoins wie EUROD die Rolle einer digitalen Euro-Reserve interimistisch übernehmen.
