Tokentus-CEO Oliver Michel: Bitcoin-Korrektur nur Zwischenstopp

Oliver Michel, CEO von Tokentus, zieht im aktuellen Marktgespräch eine klare Verbindung zwischen Bitcoin und Gold. Beide Vermögenswerte bewegen sich seit Beginn des Bullenmarktes weitgehend im Gleichschritt. Auf den Charts wird dieser Zusammenhang deutlich: die blaue Linie zeigt den Goldpreis, während die Kerzen den Bitcoin-Verlauf markieren. Über viele Monate hinweg liefen beide nahezu synchron, bis sich zuletzt eine deutliche Abweichung zeigte. Während Gold den Sprung nach oben schaffte, verharrte Bitcoin in einer seitlichen Bewegung mit leichter Schwäche. Michel betont, dass solche Phasen in der Vergangenheit regelmäßig vorkamen und sich die Kurse nach etwa drei bis vier Monaten wieder annäherten.

Vergleich Bitcoin und Gold, Quelle: Analyse auf “Der Aktionär TV” https://www.youtube.com

Sollte sich dieses Muster erneut bestätigen, wäre ein Wiedersehen der beiden Linien bei rund 130.000 bis 145.000 US-Dollar wahrscheinlich, sofern Gold seitwärts tendiert. Michel geht sogar davon aus, dass beide Werte anschließend noch einmal gemeinsam zulegen könnten. Der langfristige Chart zeige weiterhin die klassische Livermore-Struktur, also das Muster aus starkem Anstieg, Konsolidierung und anschließender neuer Aufwärtsbewegung. Solange diese Struktur intakt bleibt, bleibe der Bullenmarkt aus seiner Sicht bestehen.

Fed-Kommunikation sorgt für Druck am Markt

Bis zur Pressekonferenz der US-Notenbank Federal Reserve war die Marktstimmung durchaus positiv. Viele Anleger hatten nach der letzten Zinssenkung um 25 Basispunkte mit einer weiteren Senkung im Dezember gerechnet. Doch Fed-Chef Jerome Powell sorgte mit nur wenigen Worten für Ernüchterung. Er erklärte, dass keine Garantie für eine weitere Zinssenkung bestehe. Dieser Satz reichte aus, um die Erwartungen der Märkte von 95 auf rund 70 Prozent fallen zu lassen. Die Folge war ein deutlicher Rückschlag, sowohl bei den großen US-Aktienindizes als auch bei Kryptowährungen.
Michel sieht darin einen klaren Kommunikationsfehler der Notenbank. Statt für Stabilität zu sorgen, habe Powell die Investoren verunsichert. Besonders kritisch sei, dass Powell weiterhin von einer starken US-Wirtschaft sprach, obwohl gleichzeitig schwächere Arbeitsmarktdaten und eine stagnierende Inflation von rund 3 Prozent auf eine Abkühlung hinweisen. Zwar wurde das Programm des sogenannten Quantitative Tightening, also das Abziehen von Liquidität durch Anleiheverkäufe, gestoppt, doch konkrete Signale für eine Lockerung der Geldpolitik fehlen. Damit bleibt den Märkten der dringend benötigte Rückenwind verwehrt.
Immerhin scheint der Handelsstreit zwischen den USA und China vorerst beigelegt zu sein. Eine einjährige Ruhephase ohne neue Zölle verschafft zumindest etwas Entlastung, auch wenn diese Entwicklung derzeit durch den langanhaltenden US-Regierungsshutdown überschattet wird.

Banken unter Druck – Fed muss täglich stützen

Besonders besorgniserregend sind laut Michel die Entwicklungen im US-Bankensystem.

U.S. inflation rates hint at a potential floor, driven by Fed's subtle pivot toward liquidity easing amid repo stresses, offsetting ongoing tightening and dollar headwinds. 📈 pic.twitter.com/baQLrYh3Da

— Chris Tipper | 📈 ₿ 🟨 (@TipperAnalytics) November 5, 2025

Am 31. Oktober stellte die Federal Reserve kurzfristig 29,4 Milliarden US-Dollar über sogenannte Overnight-Repos zur Verfügung. Diese Übernachtgeschäfte sollen sicherstellen, dass Banken am Tagesende genügend Liquidität vorweisen können. Die Dimension dieser Maßnahme ist unglaublich, denn sie übersteigt die Spitzenwerte aus der Dotcom-Ära deutlich. Michel bezeichnet das als deutliches Warnsignal.
Viele Banken stünden derzeit unter Druck, weil sie immer häufiger Kreditausfälle verkraften müssen. Besonders der Immobilienmarkt in den Vereinigten Staaten gilt als Problemzone. Zwar handelt es sich bei den Repos nicht um eine klassische geldpolitische Lockerung, da das Geld am Folgetag wieder abgezogen wird, doch die Häufigkeit und Höhe dieser Maßnahmen zeigen, wie angespannt die Lage tatsächlich ist. Für Michel ist das ein Fingerzeig, dass das System ohne dauerhafte Liquiditätsspritzen schnell ins Wanken geraten könnte. Er erwartet, dass die Fed in den kommenden Monaten gezwungen sein wird, den Kurs zu ändern und neue Stimulus-Programme zu starten. Sobald Zinssenkungen und Anleihekäufe wieder aufgenommen werden, könnte das den Finanzmärkten kurzfristig erheblichen Auftrieb verleihen, zunächst an den Aktienbörsen, später auch im Kryptomarkt.

Bitcoin-Chart zeigt kritische Zonen

Kurzfristig steht Bitcoin laut Michel an einer entscheidenden Weggabelung. Im Vier-Stunden-Chart bewegt sich der Kurs aktuell am unteren Rand einer wichtigen Unterstützungszone zwischen 103.000 und 104.000 US-Dollar.

Michels tippt eher auf eine Zwischenkorrektur, Quelle: https://www.youtube.com

Die nächste relevante Linie verläuft bei 98.500 US-Dollar, die als strukturelles Tief des laufenden Zyklus gilt. Solange dieser Bereich hält, bleibt das langfristige bullische Szenario der Bitcoin Prognose bestehen. Sollte er jedoch gebrochen werden, könnte eine tiefere Korrektur folgen. Nach jeder Zinssitzung der Fed seit Juni habe Bitcoin zunächst etwa acht Prozent verloren, bevor eine Erholung einsetzte. Diese Reaktion sei fast schon ein Muster, das sich auch diesmal wiederholen könnte. Michel bleibt daher zuversichtlich, dass im Verlauf des Jahres noch ein Anstieg in Richtung 140.000 bis 150.000 US-Dollar möglich ist. Bei Ethereum erkennt er eine stabile Seitwärtsbewegung zwischen 2.000 und 4.000 US-Dollar, während XRP weiterhin in seiner altbekannten Range zwischen 2 und 3 US-Dollar bleibt.
Die entscheidenden Impulse dürften erst durch eine geldpolitische Wende kommen. Michel fasst es so zusammen: Angst ist ein schlechter Ratgeber, Struktur und Regelwerk sind die bessere Orientierung. Wer die Charttechnik respektiert und nicht panisch reagiert, hat die besten Chancen, die nächste Aufwärtsphase mitzunehmen. Der Markt bleibt nervös, doch das große Bild spricht weiterhin für eine Fortsetzung des Bullenzyklus, sobald die Liquidität wieder in Bewegung kommt.