Die US Commodity Futures Trading Commission (CFTC) hat eine neue amtierende Vorsitzende, und eine stille Revolution in der Regulierung von Kryptowährungen nimmt ihren Anfang – die einst harte Durchsetzungspolitik weicht einer innovationsfreundlichen Strategie.
„turf war is over (Der Machtkampf ist vorbei).“ Am 18. November 2025 verkündete die amtierende CFTC-Vorsitzende Caroline D. Pham dies in ihrer Rede auf der FIA EXPO unmissverständlich.
Sie bezog sich dabei auf den langjährigen Machtkampf zwischen der CFTC und der US Securities and Exchange Commission (SEC) hinsichtlich der Regulierung von Kryptowährungen. Diese Aussage symbolisiert einen grundlegenden Wandel im US-amerikanischen Ansatz zur Regulierung von Krypto-Assets.
I. Führungswechsel
Neue Vorsitzende mit Innovationsauftrag
● Anfang 2025 übernahm Caroline D. Pham das Amt der amtierenden CFTC-Vorsitzenden und markierte damit einen bedeutenden Führungswechsel in der Behörde. Nicht nur ihre Position änderte sich, auch ihre politischen Schwerpunkte unterscheiden sich deutlich von denen ihres Vorgängers Rostin Behnam.
● Unter Phams Führung handelte die CFTC schnell und richtete ein 12-monatiges „Krypto-Sprint“-Programm ein, das darauf abzielt, den Regulierungsrahmen für digitale Vermögenswerte zügig zu modernisieren.
Diese Initiative steht im Einklang mit dem Bericht der US-Präsidenten-Arbeitsgruppe aus dem Jahr 2025: „Stärkung der US-Führungsrolle im Bereich digitaler Finanztechnologien“.
● Der Bericht empfiehlt ausdrücklich, dass SEC und CFTC ihre bestehenden Befugnisse nutzen und „sofort Klarheit für Marktteilnehmer in Bezug auf Registrierung, Verwahrung, Handel und Aufbewahrung auf Bundesebene für den Handel mit digitalen Vermögenswerten schaffen“.
Abschied von der „Durchsetzungsregulierung“
● Vorsitzende Pham kritisierte offen die bisherige Regulierungspraxis und stellte fest, dass „fehlende Klarheit und destruktive Durchsetzungsregulierung US-Unternehmen und Unternehmer ausgebremst haben“. Sie betonte, dass dieses neue Modell die USA wieder zu einem Zentrum für Innovationen im Bereich digitaler Vermögenswerte machen und Unternehmen zurückholen werde, die wegen regulatorischer Unsicherheit abgewandert sind.
● In Phams Vision wird die CFTC gemeinsam mit der SEC einen „klaren, vorhersehbaren und innovationsfreundlichen Regulierungsrahmen“ schaffen.
II. Neue Regulierung
Vom Konflikt zur Kooperation
Der langjährige „Machtkampf“ zwischen CFTC und SEC ist unter der Führung von Vorsitzender Pham offiziell beendet.
● Am 29. September 2025 leitete sie gemeinsam mit SEC-Vorsitzendem Paul S. Atkins die erste gemeinsame SEC-CFTC-Rundtischkonferenz seit 15 Jahren, bei der Themen wie Innovationsausnahmen und DeFi diskutiert wurden. Die Zusammenarbeit zeigt sich konkret in der Koordinierung von Produktdefinitionen, der Vereinfachung von Berichtsstandards und der Schaffung koordinierter Innovationsausnahmen.
● Beide Behörden veröffentlichten zudem eine gemeinsame Erklärung, in der klargestellt wird, dass das geltende US-Recht den von der SEC oder CFTC registrierten Börsen den Handel bestimmter Spot-Krypto-Asset-Produkte nicht verbietet.
Krypto-Sprint-Programm
Das von Vorsitzender Pham initiierte „Krypto-Sprint“-Programm umfasst drei zentrale Komponenten.
Erstens, die Listung von Spot-Kryptowährungshandel, die voraussichtlich bis Ende des Jahres an bestimmten Designated Contract Markets (DCM) umgesetzt wird.
Zweitens, die Einführung von tokenisierten Sicherheiten (einschließlich Stablecoins) auf den Derivatemärkten, wobei entsprechende Leitlinien bis Jahresende erwartet werden.
Drittens, technische Anpassungen der CFTC-Vorschriften zu Sicherheiten, Margen, Clearing, Abwicklung, Berichterstattung und Aufbewahrung, um Blockchain-Technologie und Marktinfrastruktur zu ermöglichen.
III. Neue Ära im Kryptomarkt
Vom Binance-Fall zur kooperativen Regulierung
Rückblick auf 2023: Die CFTC ging mit harten Durchsetzungsmaßnahmen gegen die Kryptobörse Binance vor.
● Die Behörde warf Binance vor, „vorsätzlich die Vorschriften“ des Commodity Exchange Act zu missachten und von einem illegalen digitalen Derivatehandel zu profitieren. Die CFTC stellte fest, dass Binance US-Kunden illegal den Handel mit Waren-Derivaten ermöglichte, ohne dass diese vor dem Handel auf der Plattform eine Identitätsprüfung durchlaufen mussten. Der Fall endete damit, dass Binance eine Strafe von 4.3 Milliarden US-Dollar zahlte und Gründer Changpeng Zhao als CEO zurücktrat.
● CFTC-Kommissarin Christy Goldsmith Romero betonte dazu: „Die CFTC hat null Toleranz gegenüber Krypto-Plattformen, die für illegale Finanzierung genutzt werden. Binance wusste, dass seine Plattform Terrororganisationen wie Hamas, Darknet-Märkte wie Hydra und andere Organisationen unterstützte, doch sie schlossen diese kriminellen Finanzierungsaktivitäten nicht, sondern sahen weg.“
Neue Front in der DeFi-Regulierung
● Im September 2023 ging die CFTC erstmals gegen Betreiber von dezentralen Finanzprotokollen (DeFi) vor und beschuldigte Opyn, Inc. und Deridex, Inc., sich nicht als Swap Execution Facility oder Designated Contract Market registriert zu haben. Zudem wurde ihnen vorgeworfen, keine Know-Your-Customer (KYC)-Verfahren und Kundenidentifikationsprogramme gemäß dem Bank Secrecy Act eingeführt zu haben.
● Kommissarin Johnson wies darauf hin, dass die technische Architektur von DeFi-Protokollen zwar theoretisch hochtransparent sei, aber einige Geschäftsmodelle, die sich als DeFi bezeichnen, „nur dem Namen nach DeFi“ seien, da zentrale Clearing- und Abwicklungsfunktionen off-chain konzentriert seien und so Informationsasymmetrien entstünden.
Fortgesetzter Kampf gegen Betrug
● In den letzten Jahren hat die CFTC auch mehrere Fälle von Krypto- und Edelmetallbetrug verfolgt. Im August 2023 klagte die CFTC Einwohner aus Florida, Louisiana und Arkansas an, weil sie über das Unternehmen Fundsz betrügerische Angebote machten und wöchentliche Renditen von über 3 % versprachen.
● Ebenfalls im November 2025 arbeitete die CFTC mit 30 staatlichen Aufsichtsbehörden zusammen und erwirkte Sanktionen und Entschädigungen in Höhe von über 51 Millionen US-Dollar gegen ein kalifornisches Edelmetallunternehmen, das rund 68 Millionen US-Dollar von mehr als 450 Kunden (meist Senioren) erschlichen hatte.
IV. Zukünftige Herausforderungen
Balance zwischen Innovation und Schutz
Obwohl die neue Führung offen für Innovationen ist, betont die CFTC weiterhin die Bedeutung des Anlegerschutzes.
● Kommissarin Johnson wies darauf hin: „Wir könnten die verletzlichsten Anleger – diejenigen, die ihr hart verdientes Tagesgeld in unsere Märkte bringen – Plattformen mit höherem Risikomanagementrisiko und geringerem Kundenschutz aussetzen.“
● Sie hat bereits einen Regelsetzungsprozess gefordert, um die „heightened“ Risiken bestimmter Krypto-Clearing-Aktivitäten anzugehen.
Gesetzgebung und Finanzierungsherausforderungen
● Der ehemalige Vorsitzende Rostin Behnam betonte in seiner Aussage 2023 die Notwendigkeit gesetzgeberischer Maßnahmen. Er stellte fest: „Die CFTC ist die einzige Finanzmarktaufsichtsbehörde, die auf Mittelzuweisungen des Kongresses angewiesen ist“ und betonte, dass der Kongress bei der Übertragung neuer Befugnisse an die CFTC auch die notwendigen Ressourcen bereitstellen müsse.
● Behnam betonte zudem, dass kein neues Gesetz bestehende Gesetze untergraben dürfe und „wenn das Wertpapierrecht anwendbar ist, sollte die SEC ihre starken Befugnisse zum Schutz der Kunden nutzen“.
Die Krypto-Welt blickt gespannt auf die neue Ausrichtung der CFTC. Mit dem umfassenden Start des „Krypto-Sprint“-Programms streben die USA danach, ihre Führungsrolle im Bereich der Innovation digitaler Vermögenswerte zurückzugewinnen.
Das Gleichgewicht zwischen Regulierung und Innovation bleibt schwer zu finden. Die Warnung von CFTC-Kommissarin Kristin Johnson hallt nach: „Wir könnten die verletzlichsten Anleger – diejenigen, die ihr hart verdientes Tagesgeld in unsere Märkte bringen – Plattformen mit höherem Risikomanagementrisiko und geringerem Kundenschutz aussetzen.“
