Schlagzeile! Gavin Wood verkündet, dass Polkadot in das „zweite Zeitalter“ eintritt!

Dieser Artikel fasst die gerade beendete, bedeutende Rede von Dr. Gvain Wood auf der Sub0-Konferenz zusammen!

Hallo zusammen, Freunde in Buenos Aires! Grüße aus Hitchin, Großbritannien (genauer gesagt aus dem Vorort von Hitchin). Es freut mich sehr, dass ich dank moderner Technologie mit euch verbunden sein kann. Lasst uns offiziell beginnen.

Vor nur einem Monat feierte Parity sein zehnjähriges Jubiläum. Das ist wirklich bemerkenswert – wir sind diesen Weg nun schon über zehn Jahre gegangen: Polkadot, Sub0... obwohl Sub0 noch etwas jünger ist und bald in sein siebtes Jahr geht.

Der Ursprung von Sub0 war tatsächlich sehr bescheiden. Die erste Sub0-Veranstaltung war fast wie die erste DevCon: Wir haben sie direkt im Büro abgehalten. Damals hatte Parity gerade das Berliner Büro eröffnet, wir luden etwa hundert der damaligen Polkadot-Entwickler ein, um über die Substrate-Technologie zu diskutieren. Der Name „Sub0“ stammt ebenfalls aus dieser Zeit und wird seitdem verwendet.

Ich blicke darauf zurück, weil man die Vergangenheit verstehen muss, um die Richtung der Zukunft besser zu erkennen. Wir sind oft so mit dem Hier und Jetzt beschäftigt, dass wir vergessen, auf welchem Weg wir uns eigentlich befinden. Ein Blick zurück auf den Anfang und die damaligen Überlegungen hilft oft, die zukünftige Entwicklung klarer vorherzusehen.

Sub0 entstand, nachdem wir mit dem Design von Polkadot begonnen hatten. Die Geschichte von Polkadot reicht zurück bis in den Herbst 2016, als ich mit Marek, einem der ersten Parity-Mitarbeiter (vielleicht kennt ihn jemand von euch), über eine Frage diskutierte: Wie würde Ethereum 2 aussehen, wenn es von Parity entworfen würde?

Um zu vermeiden, den Weg von Ethereum zu wiederholen, beschlossen wir, die EVM nicht mehr zum Kern des Systems zu machen. Mein Gedanke damals war, dass wir etwas Allgemeineres und Flexibleres als die EVM schaffen sollten. So entstand in diesem Gespräch allmählich das Konzept eines „heterogenen Multichain-Systems auf Basis von WebAssembly“ – das ist der Kern von Polkadot.

Kurz darauf schrieb und veröffentlichte ich das „Polkadot Vision Whitepaper“, was den eigentlichen Startpunkt von Polkadot markierte.

Warum Polkadot entwickeln?

Warum Polkadot entwickeln?

Das ist eine Frage, die sich viele nie wirklich gestellt haben.

Aber die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Die Welt braucht bessere Kern-Blockchain-Technologie.

Parity war lange Zeit einer der wichtigsten Ethereum-Clients, wir verstehen die Technologie von Ethereum sehr gut – tatsächlich haben viele Parity-Ingenieure an der Entwicklung der Schlüsselfunktionen von Ethereum mitgewirkt.

Aber wir haben auch klar erkannt: Es reicht nicht aus, um „groß angelegte gesellschaftliche Anwendungen“ zu unterstützen. Es ist eher eine technische Demonstration als ein System, das Millionen oder sogar 100 Millionen Nutzer tragen kann.

Deshalb mussten wir eine neue Kerntechnologie entwickeln, die den Anforderungen der Gesellschaft von morgen gerecht wird. Das ist die Bedeutung von Polkadot und die Richtung, der wir immer gefolgt sind.

Wir haben immer geglaubt, und ich glaube immer noch:

Die Kerntechnologie muss zuerst solide sein, erst darauf können Produkte aufgebaut werden. Andernfalls bleiben alle Produkte nur auf Demo-Niveau.

Die erste Generation der Kerntechnologie von Polkadot ist bereits umgesetzt; JAM ist die zweite Generation, die auf denselben Grundprinzipien aufbaut, aber noch besser für den Aufbau eines echten Produktsystems geeignet ist. Ich rechne damit, dass sie etwa im nächsten Jahr bereit sein und der Welt vorgestellt wird.

Polkadot hat seine Leistungsfähigkeit bereits bewiesen: Besonders durch die Durchsatzrate der Parachains und die tatsächlichen Anwendungsfälle wurde gezeigt, dass diese Kernarchitektur wirklich große Nutzerzahlen tragen kann.

Aber eine Blockchain allein reicht nicht aus. Wir brauchen auch Speichersysteme, Messaging-Systeme, Peer-to-Peer-Netzwerke und andere Infrastrukturen. In den letzten Jahren hat Parity den Großteil dieser Infrastruktur still und leise aufgebaut – vielleicht ist das vielen noch gar nicht bewusst.

Diese Basistechnologien wurden bisher nicht groß beworben oder in der Öffentlichkeit betont, aber sie existieren bereits und werden tatsächlich in einigen Projekten eingesetzt, auf die ich später noch eingehen werde. Der entscheidende Punkt ist: Zum ersten Mal ist unsere Basistechnologie so ausgereift, dass sie wirklich „ernsthafte, echtes Nutzerwachstum erzeugende“ Produkte unterstützen kann.

Polkadot als entscheidender Sprung in der technologischen Evolution

Bevor wir über neue Produkte sprechen, müssen wir eine grundlegende Frage beantworten: Warum müssen diese Produkte auf Polkadot aufgebaut werden?

Um das zu verstehen, muss man sich den zeitlichen Kontext klarmachen. Auch wenn er oft übersehen wird, bestimmt er die Richtung der technologischen Entwicklung.

Wir nennen uns das „Informationszeitalter“, aber die Dienste, die wir heute nutzen, werden diesem Zeitalter bei weitem nicht gerecht. Technisch sind wir bereits in der Lage, völlig neue Produkte und Infrastrukturen zu schaffen; aber diese Fähigkeiten werden entweder nicht voll genutzt oder haben keine wirklich weit verbreiteten Produkte hervorgebracht.

Es gibt verschiedene Definitionen dafür. Rhys-Mogg und Davidson nennen solche Menschen in „The Sovereign Individual“ den „Souveränen Einzelnen“.

Mein früheres Konzept von „Web3“ und später „agentic society“ (Agentengesellschaft) sowie „intentional agency“ (intentionales Handeln) beziehen sich im Kern auf dieselbe Gruppe:

Diejenigen, die bereit und in der Lage sind, ihre eigene Zukunft wirklich selbst in die Hand zu nehmen.

Für die meisten Menschen, die in einer „scheinbar freien Gesellschaftsstruktur“ leben, ist das vielleicht nicht unmittelbar nachvollziehbar. Unser Gesellschaftssystem verbirgt absichtlich seine „Unfreiheit“, denn wenn zu viele Menschen das erkennen, könnte die Stabilität des Systems gefährdet sein.

Tatsächlich erleben die meisten Menschen keine echte „Freiheit“, auch wenn sie glauben, sie zu besitzen – das ist ein wiederkehrendes Thema in vielen sozial- und politphilosophischen Werken.

Das Kernproblem ist: Die Gesellschaftsstruktur des Industriezeitalters hat das Machtsystem nach der „Schießpulverrevolution“ übernommen; und in der digitalen Welt haben wir diese Struktur einfach von offline nach online übertragen.

Deshalb sehen wir:

• Zentren der Autorität 
• Intermediäre 
• Zensoren 
• Intransparente Systeme 
• Geschlossene Ökosysteme 

All dies sind Relikte des Industriezeitalters, nur mit einer digitalen Hülle.

Wenn man sich die Vorstellungen der Menschen in den 1950er und 1990er Jahren vom Internet ansieht, erkennt man, dass sie glaubten, das Internet würde eine völlig andere Zukunft bringen. Die tatsächliche Entwicklung ist jedoch irgendwann „vom Kurs abgekommen“.

Trotzdem glaube ich, dass die Technologie allmählich reift und es immer wieder zu Durchbrüchen kommt.

Und Polkadot ist einer dieser entscheidenden Durchbrüche.

Woran erkennt man, dass eine Technologie ausgereift ist?

Sie muss es den Menschen ermöglichen:

• Echte Verbindungen zu Familie, Freunden und Online- wie Offline-Communities zu pflegen 
• Sich in Wirtschaftssysteme einzubinden 
• An einem breiteren Netzwerk von Informationen und Meinungen teilzunehmen 
• Darin zu „leben“ und ein gewisses Maß an Autonomie zu besitzen 
• Eine wirklich eigene digitale Identität zu haben, die nicht von Dritten kontrolliert wird 

So wie unsere Identität in der realen Welt durch Sprache, Kleidung und Verhalten bestimmt wird, sollte auch die digitale Identität dieselbe Autonomie haben. Sie sollte nicht von Dritten kontrolliert werden, so wie der Staat nicht über deine Frisur entscheiden sollte.

Um eine solche „souveräne digitale Welt“ zu schaffen, müssen Millionen oder sogar Milliarden Nutzer wirklich in die On-Chain-Welt eintreten.

Die Realität ist jedoch, dass heute nur einige Hunderttausend Menschen in der Lage sind, Self-Custody-Wallets zu nutzen – weit entfernt von Millionen oder Milliarden.

Die Gründe sind sehr einfach:

• Die bestehende Blockchain-Technologie reicht nicht aus, um Millionen oder Milliarden Nutzer zu tragen.
• Die aktuellen Krypto-Produkte haben für normale Menschen keinen wirklichen Nutzen. Sie machen das Leben nicht einfacher, billiger, effizienter oder unterhaltsamer – zumindest nicht genug, um Mainstream-Nutzer anzuziehen. 

Was hat das alles mit Polkadot zu tun?

Polkadot steht jetzt an einem entscheidenden Punkt – oder wird ihn bald erreichen: Die Basistechnologie ist jetzt in der Lage, Millionen oder sogar Zehnmillionen Nutzer zu unterstützen. Deshalb muss sich auch Parity als Unternehmen von der bisherigen Fokussierung auf „Protokolldesign“ allmählich auf „Plattformdesign“ und schließlich auf „Produktentwicklung“ verlagern.

Wir haben tatsächlich bereits einen Großteil unserer Energie auf das Design der Plattformebene verlagert. Man kann es als „Plattform + Infrastruktur“ verstehen, also:

• Name Service 
• Systeme zur dezentralen Identifikation unabhängiger Nutzer (Decentralized Identity / Personhood) 
• User Agents, also Browser, Mobile Apps usw. 

Mit der Zeit wird Parity immer produktorientierter werden.

Im Moment haben wir gerade den ersten kleinen Schritt gemacht: Wir beginnen mit Produktprototypen.

Im Kern bedeutet „Produkt“, Technologie wirklich in die Hände der Menschen zu legen – damit Technologie das Leben der Menschen einfacher, effizienter und angenehmer macht. Die Krypto-Welt hat das bisher noch lange nicht erreicht.

Wie bringt man eine große Nutzerzahl wirklich zu Polkadot?

Wie können wir also Produkte auf den Markt bringen, ohne dabei die Kernprinzipien von Web3 zu verlieren?

Diese Prinzipien stammen ursprünglich aus der frühen Cypherpunk-Bewegung und wurden später von vielen echten technischen Vordenkern weitergeführt. (Ich meine hier nicht Mark Zuckerberg, sondern Ideengeber wie Satoshi Nakamoto.)

Das ist eine sehr komplexe Frage, an der wir schon lange arbeiten und in die wir viel Mühe investiert haben. Die Entwicklung der Plattform ist enorm aufwendig. Ich erinnere mich noch genau, dass ich zum ersten Mal wirklich aus der Perspektive „Plattform + Produkteinstieg“ über Polkadot nachgedacht habe – das war im Sommer 2022 in New York.

2022 war für Polkadot ein bedeutendes Jahr: Das war der Zeitpunkt, an dem die Parachains endlich stabil online gehen konnten und wirklich auf die Basistechnologie vertrauen konnten.

Damals begann ich, über eine Frage nachzudenken: Wie bringen wir eine große Nutzerzahl wirklich zu Polkadot?

Damals habe ich das Konzept des „großen Trichters“ eingeführt. Gemeint ist nicht, ein paar Nutzer von Ethereum, Bitcoin oder anderen Chains zu holen, sondern – Nutzer aus der ganzen Welt zu gewinnen. Um das zu erreichen, braucht es zuerst den richtigen „User Agent“:

• Den richtigen Einstieg 
• Die richtige Nutzungsmöglichkeit 
• Etwas, das ein Nutzer direkt herunterladen und verwenden kann 

Lange Zeit war die Strategie von Parity, „den Kopf in den Sand zu stecken“: Andere sollten die Nutzeroberfläche machen, wir konzentrierten uns nur auf die Basistechnologie.

Aber diese Strategie hat sich geändert. Tatsächlich wurde dieser Wandel schon seit Jahren vorbereitet. Aber um wirklich alle Schlüsselfaktoren zu verstehen und das genaue „Rezept“ zu finden, um ein Portal oder ein ganzes Portalsystem zu bauen – und ihm eine echte Chance auf breite Akzeptanz zu geben, wie ich sie für dringend nötig halte – hat es tatsächlich sehr lange gedauert, ich spreche hier von Jahren.

Ich freue mich, euch sagen zu können: Wir machen schnelle Fortschritte und kommen sehr gut voran.

Ich erwarte, dass ihr in naher Zukunft Folgendes sehen werdet:

• Eine herunterladbare App 
• Einen Online-Zugang 
• Eine frühe Demo-Version 
• Ein Polkadot-Produktprototyp, den man direkt auf dem Handy erleben kann 

Es befindet sich noch in intensiver Entwicklung, erwartet also nicht zu viel, aber es reicht, um zu zeigen, was wir wirklich vorhaben.

Natürlich könnt ihr jetzt noch nicht alles sehen, was wir geplant haben, denn ich möchte noch nicht alles offenlegen. Wir haben noch einige sehr interessante Ideen, und ich hoffe, dass diese Ideen, diese Technologien und diese Produkte zuerst zu Polkadot gehören und nicht von anderen übernommen werden.

Polkadot Portal: Das nächste Web3-Gateway für „IA“

Die Polkadot App und das Portal-Ökosystem sind auf die Bedürfnisse von „IA“ ausgelegt. IA (Intentional Agent) ist ein Begriff, den ich sehr mag, denn: Es ist das Spiegelbild von AI. Ich glaube nicht, dass AI der Menschheit zu 100 % zugutekommen wird – sie könnte die Zentralisierung verstärken und das Internet zu einem riesigen, zentralisierten Flickwerk machen. Aber ich hoffe, dass wir die „gute Seite“ über die „schlechte Seite“ hinauswachsen lassen können. 

IA hat zwei Bedeutungen: Information Age (Informationszeitalter) und Intentional Agent (intentionales Individuum).

Und „intentionales Individuum“ seid ihr – jemand, der mit seinem eigenen Verstand denkt, genau weiß, was er erreichen will, und bei der Zielerreichung sowohl verantwortlich als auch autonom ist.

• Es kann auch für Intended Agency (intentionales Handeln) stehen, also die Eigeninitiative, die du als „intentionales Individuum“ zeigst.
• Es kann auch für Intelligent Agency (intelligente Akteure) stehen, was bedeutet, dass du deinen eigenen Verstand nutzt, um zu beurteilen, was du tun solltest, damit die Gesellschaft in die Richtung geht, die du für richtig hältst.

Und die Polkadot-Plattform – genauer gesagt das Polkadot Portal-Ökosystem, insbesondere die Polkadot-Mobile-App – ist genau darauf ausgelegt, die Bedürfnisse dieser „intentionalen Individuen“, der Akteure des Informationszeitalters, der Mitglieder der Agentic Society zu erfüllen.

Das ist genau die Art und Weise, wie ich über ihre Entwicklung nachdenke.

Ich denke nicht darüber nach, „wie man Web2 ersetzt“. Was ich wirklich überlege, ist: Was braucht ein intentionaler Akteur im Alltag wirklich?

Als „du“ als intentionaler Akteur wirst du auf jeden Fall mit verschiedenen Menschen interagieren müssen: deine Freunde, Familie, Community (ob offline oder digital) und auch mit Menschen, die du nie getroffen hast, nicht kennst und vielleicht nie treffen wirst, zu denen du aber trotzdem eine Beziehung aufbauen musst.

Das ist das erste Prinzip bei der Gestaltung dieser Plattform – und damit dieser ganzen Produktreihe.

Parity wird zuerst die Plattform und ihre Infrastruktur aufbauen und dann darauf verschiedene Produkte entwickeln. Aber die Plattform bleibt immer offen. Denn wir wissen: Eine erfolgreiche Plattform zieht zwangsläufig externe Teams an, die darauf ihre eigenen Produkte entwickeln und bereitstellen.

Warum? Weil wir, so kreativ wir auch sein mögen, niemals kreativer sein können als die ganze Welt. Die eigentliche Entwicklung der Plattform wird von diesen Drittanbieter-Apps vorangetrieben werden.

Parity startet die Polkadot People Initiative

Damit die Plattform wirklich nützlich ist, braucht sie eine Schlüssel-Infrastruktur: ein System, das Menschen erkennen und auch Produkten helfen kann, „Menschen“ zu erkennen. Mit „erkennen“ meine ich nicht: „deinen Namen, Adresse, Geburtstag, Einkaufsgewohnheiten“ – also keine Überwachungsdaten. Was wirklich gebraucht wird, ist: Das System muss unterscheiden können, ob es sich um einen Menschen oder einen Bot handelt. So wie die Kassiererin im Supermarkt erkennt, dass du ein echter Mensch bist.

Parity hat dafür eine größere Initiative gestartet: die Polkadot People Initiative. Ziel ist es, dass Menschen auf eine datenschutzfreundliche Weise zu Polkadot kommen und Polkadot erkennen kann, dass es sich um eine unabhängige Person handelt.

Das konkrete Projekt heißt Project Individuality. Vielleicht ist euch aufgefallen, dass ich bei der Namensgebung gerne „ity“ am Ende verwende (wie bei solidity).

Der Kern dieses Projekts ist nicht „Identifikation“, also nicht zu wissen, wer du bist, sondern: Das System kann im selben Kontext erkennen, dass „dies dieselbe Person ist, die wieder auftaucht“. Es bietet also einen Proof of Personhood (Nachweis der menschlichen Individualität).

Traditionell werden solche Systeme oft auf „bequeme, aber datenschutzschädliche“ Weise umgesetzt. Project Individuality versucht, das so weit wie möglich zu vermeiden. Natürlich musst du dem System (also Polkadot und seiner Logik) ein paar Informationen geben, um zu beweisen, dass du ein unabhängiger, echter Mensch bist. Aber diese Informationen können sehr minimal sein.

• Wir brauchen keinen Ausweis von dir – und sollten ihn auch niemals brauchen. Wenn ein System einen Ausweis verlangt, ist es ein schlechtes System, ignoriere es einfach.
• Wir brauchen auch keine Telefonnummer; selbst wenn du eine hast, bietet sie keine echte Sicherheit.
• Wir müssen dich nicht überwachen, etwa indem wir deine Netzhaut scannen. Jedes Projekt, das so etwas verlangt, ist nicht vertrauenswürdig.
• Wir brauchen auch keine Web2-Login-Methoden. Das würde uns wieder in die Hände der Tech-Giganten geben, die letztlich vom Staat kontrolliert werden. Und denen vertrauen wir offensichtlich nicht, oder?

Bei allen Mechanismen von Project Individuality ist keine zentrale Autorität erforderlich, um einzigartige Individuen zu erkennen. Wir verlassen uns nur auf Spieltheorie, Kryptographie und einige physikalische Eigenschaften, die mit der Natur des Menschen und Raum-Zeit zu tun haben.

Wenn du in dieses System eintrittst, glaube und hoffe ich natürlich, dass wir dich belohnen können. Nicht einfach für nichts (obwohl es vielleicht ein bisschen davon geben wird), sondern vor allem für Aktionen, die den breiteren Bedürfnissen von Polkadot entsprechen und dem System helfen. Zum Beispiel: Bereitstellung von echten Daten (Oracle) oder das Einbringen von „Rationalität“ in dezentrale Systeme.

Was meine ich damit?

Autonome Systeme (also Web3-Systeme) können auf verschiedene Weise gut funktionieren. Eine Grundsäule ist Mathematik, insbesondere Kryptographie. Zum Beispiel digitale Signaturen – das ist unser Weg, Mathematik zu vertrauen.

Eine weitere Säule ist Spieltheorie und Ökonomie. Durch Kosten-Nutzen-Modelle gehen wir davon aus, dass menschliche Ressourcen begrenzt sind und niemand große Kosten für einen Angriff aufwenden wird, der kaum Ertrag bringt. Das ist im Wesentlichen die theoretische Grundlage für die Sicherheit von PoS (Proof of Stake). Das Problem ist jedoch: Wenn man sich auf solche ökonomischen Argumente verlässt, muss man oft „viel Geld zahlen“, um die Systemsicherheit zu gewährleisten. Bei Polkadot zum Beispiel beträgt die jährliche PoS-Belohnung im Jahr 2024 etwa 15 % – das ist ein enormer Aufwand.

Es gibt noch eine andere spieltheoretische, aber nicht auf „Kostenangriffsmodelle“ basierende Sicherheitsmethode: Angreifer können sich nur schwer „koordiniert organisieren“, weil man vernünftigerweise annehmen kann, dass viele Individuen kaum eine große, hoch koordinierte Angriffsallianz bilden werden.

Auch das ist nicht einfach und kostet etwas. Aber wenn du sicherstellen kannst, dass diese „Entscheider“ (Validatoren) keine starke Verbindung zueinander haben – also keinen gemeinsamen wirtschaftlichen Nutznießer, keine gemeinsame Wirtschaftseinheit oder Interessengruppe – dann kannst du ziemlich sicher sein, dass sie das System nicht in großem Stil gemeinsam angreifen werden.

Genau hier liegt der wahre Wert von „Proof of Personhood“. In Zukunft werde ich ausführlicher darüber sprechen, wie Polkadot davon profitieren kann, aber jetzt ist noch nicht der richtige Zeitpunkt.

Vom Technologie-Jahrzehnt zum Produkt-Jahrzehnt: Polkadot tritt in die „zweite Ära“ ein

In naher Zukunft (ich meine in wenigen Monaten) wird dieser Mechanismus nahtlos in das gesamte Polkadot-Erlebnis integriert: Sowohl im Polkadot Portal als auch auf der Polkadot-Nutzerplattform wird er ein Teil davon sein. Er wird einer der Grundpfeiler unserer zukünftigen Strategie sein, um die Nutzerbasis von Polkadot massiv zu erweitern und mehr Produkttypen zu ermöglichen.

Aber es muss klar sein: Individuality ist kein Produkt an sich. Es ist nur eine Schlüsselkompetenz – sie ermöglicht es dem System, automatisiert zu erkennen: „Haben wir es mit einem unabhängigen echten Individuum zu tun?“

Ihr Wert liegt darin, dass wir damit:

• Sicher Anreize vergeben 
• Nutzer für nicht kolludierbares Verhalten belohnen 
• Validatoren auswählen unterstützen 
• Echte Daten aus der realen Welt sammeln 
• Und viele weitere Anwendungen unterstützen 

Mit anderen Worten: Sie ermöglicht uns endlich eine wirklich groß angelegte Nutzergewinnung.

Und die großen Web2-Unternehmen wissen das sehr genau. Sie machen Ähnliches, nur nicht in einem Umfeld mit starken wirtschaftlichen Anreizen. Sie verlassen sich meist auf SMS und E-Mail zur Nutzererkennung; einige risikoreiche Branchen (wie Glücksspiel) nutzen sogar Kreditkartenverifizierung. Aber diese Lösungen sind weder gut noch sicher genug.

Wir werden diese Methoden nicht verwenden.

Wir kehren zu den First Principles zurück und bauen ein wirklich robustes, schwer zu umgehendes System.

Manche finden diese Methoden vielleicht „zu streng“, aber das ist in Ordnung. Wir wollen eine Reihe von Optionen bieten, damit die meisten Menschen die für sie passende Lösung finden.

Wir müssen so robust sein, weil wir darauf starke ökonomische Anreizspiele aufbauen wollen und hoffen, dass auch andere Projekte im Ökosystem darauf ihre eigenen Mechanismen entwickeln.

Genau wegen dieses Wandels nenne ich es die „zweite Ära“ von Parity:

• Die ersten zehn Jahre: Feinschliff der Kerntechnologie 
• Die nächsten zehn Jahre: Aufbau von Infrastruktur und Produkten 

Im größeren Kontext bewegen wir uns von „Netzwerkprotokollen“ hin zu „gesellschaftlichen Bewegungsprotokollen“ – die Technologie wird wirklich Teil der Gesellschaft. Jetzt geht es nicht mehr nur um die Technologie selbst, sondern darum, ob sie uns hilft, so zu leben, wie es dem Informationszeitalter entspricht. Im Kern ist das ein kultureller Wandel.

Nach aktuellem Stand rechne ich damit:

• Die Plattform wird in der ersten Hälfte des Jahres 2026 offiziell veröffentlicht 
• Verschiedene Produkte werden 2026 nach und nach eingeführt, einige werden sogar früher verfügbar sein 

Ich hoffe wirklich, dass euch diese Ergebnisse gefallen und dass sie euch inspirieren, eure eigenen Produkte auf dieser Plattform zu entwickeln.

Danke fürs Zuhören! Viel Spaß auf der Sub0!