Urteil im Fall Samourai Wallet: Entwickler erhalten Haftstrafen

Urteil im Fall Samourai Wallet: Entwickler erhalten Haftstrafen

Im umstrittenen Fall um die Samourai Wallet sprach eine US-amerikanische Richterin die beiden Entwickler Keonne Rodriguez und William Hill schuldig. Die Entwickler der Krypto-Wallet sollen für die Erstellung quelloffener Software mehrere Jahre hinter Gitter – und das, obwohl der staatliche Kampf gegen Krypto mit der Präsidentschaft Donald Trumps bereits im Januar enden sollte. Wie passt das zusammen?

Judge Denise Cote sentenced Samourai Wallet co-founder Keonne Rodriguez to the maximum five years in prison on Nov 6, 2025, for conspiring to operate an unlicensed money-transmitting business.

Here’s what we found about her background 🧵 pic.twitter.com/tvsEhtS7Ki

— TFTC (@TFTC21) November 7, 2025

2024 erwirkten US-Behörden gegen Rodriguez und Hill Haftbefehle. Die Staatsanwaltschaft warf den beiden Entwicklern seither vor, ein unlizenziertes Geldtransfergeschäft betrieben und dabei bewusst kriminelle Gelder abgewickelt zu haben.

Etliche Klagen, die unter der damaligen Biden-Regierung gegen Krypto-Firmen gestartet sind, endeten ohne Verurteilung, nachdem Donald Trump im Januar 2025 zum US-Präsidenten ernannt wurde. Die Arbeitsweise der US-Behörden änderte sich grundlegend.

Der Biden-Regierung werfen Kritiker bis heute Rechtsbeugung vor, da ohne rechtliche Grundlage drakonische Strafen verhängt wurden oder noch verhängt werden sollten. Binance-Gründer CZ saß unter Biden in Haft und zahlte riesige Geldstrafen. Trump begnadigte ihn später.

Klagen der SEC gegen Branchenunternehmen wie OpenSea, Kraken, Robinhood oder Coinbase, wurden fallengelassen. Hier versäumte es die Justiz, während der Biden-Regierung ein Urteil zu sprechen. Unter Trump erklärte die neue SEC-Führung die Klagen für haltlos. Nicht so im Falle von Samourai.

Letzten Mittwoch war es dann so weit: Das letzte Urteil im Fall gegen Samourai wurde gesprochen. Rodriguez soll fünf Jahre in Haft verbringen, während Hill eine vierjährige Haftstrafe erhielt. Beide Entwickler zahlen jeweils 250.000 US-Dollar Geldstrafe und erhalten nach der abgesessenen Haft weitere drei Jahre Bewährung.

Haft für Krypto-Entwickler unter Trump: Wie passt das zusammen?

Die Verurteilung der Samourai-Entwickler gilt in den USA als Dammbruch. Es handelt sich um die ersten Urteile, die unter der kryptofreundlichen Trump-Regierung gegen Entwickler des Krypto-Ökosystems vorgenommen werden.

Die US-Behörden werfen Rodriguez und Hill den Betrieb des sogenannten Whirlpools vor. Der Whirlpool der Samourai Wallet war eine angepasste Version einer Funktion namens CoinJoin, die bereits seit 2014 für die Öffentlichkeit verfügbar ist. Ihr Entwickler ist Gregory Maxwell.

Rodriguez und Hill erstellten auf Basis von Maxwells Entwicklung eine eigene Version, die sie Whirlpool tauften und nativ in ihre eigene Wallet – die Samourai Wallet – eingebunden hatten.

Nutzer konnten ihre Bitcoin mittels Whirlpool anonymisieren. Dabei werden Transaktionen verschiedener Nutzer automatisiert zusammengefügt. Auf der transparenten Blockchain ist dann nicht mehr nachvollziehbar, welcher Nutzer wohin eine Zahlung vornahm. Laut US-Justiz sei Samourai schuld an der Tatsache, dass kriminelle Gelder durch diesen Prozess anonymisiert wurden.

“Über 237 Millionen US-Dollar an kriminellen Erlösen, die über Samourai gewaschen wurden, stammten unter anderem aus Drogenhandel, Darknet-Marktplätzen, Cyber-Angriffen, Betrug, sanktionierten Gerichtsbarkeiten, Auftragsmorden und einer Kinderpornografie-Website”, schrieb die Staatsanwaltschaft des New Yorker Süddistrikts.

“Diese Urteile spiegeln die schädlichen Auswirkungen wider, die Geldwäschedienste auf die Opfer haben, indem sie es den Opfern praktisch unmöglich machen, ihre gestohlenen Gelder wiederherzustellen”, heißt es weiter.

Darum sind Gerichtsurteile gegen Krypto-Mixer umstritten

Urteile gegen die Ersteller von Krypto-Mixern sind sehr umstritten. 2022 hatte die Biden-Regierung erstmals Mixer sanktioniert. Betroffen waren damals Blender.io, Sinbad.io und Tornado.cash. Tornado.cash-Entwickler Roman Pertsev sitzt seit 2024 eine 64-monatige Haftstrafe in den Niederlanden ab. Weitere Klagen laufen.

Getreu des Neutralitätsprinzips konnte jede beliebige Person diese Mixer nutzen. US-Behörden erwarten allerdings Eingriffe durch die Entwickler. Weil dies nicht geschah, nutzten auch kriminelle Akteure wie die Lazarus-Gruppe die Dienste.

Die Autoren quelloffener Programmcodes können nicht für ihre Niederschriften belangt werden, nur weil Kriminelle diese Konzepte ausnutzen, heißt es seitens Kritikern.

“Die Entwickler der Samourai Wallet wurden beide wegen der Art und Weise, wie andere Menschen ihre Software genutzt haben, zu Gefängnisstrafen verurteilt. So etwas gibt es in keiner anderen Branche”, schrieb etwa X-Nutzer Econoalchemist.

We're going for 100,000 signatures on this petition and need your help getting there. Please sign & share: https://t.co/5Kr7pxUehg

The Samourai Wallet devs have both been sentenced to prison for the way other people used the software, this doesn't happen in any other industry! pic.twitter.com/67QL36TmsW

— burn the bridge (@econoalchemist) November 19, 2025

Besonders im Fall des dezentralen Ethereum-Mixers Tornado.cash gilt dieses Prinzip nicht als denkbar. So müssten kriminelle Akteure schnell genug einer schwarzen Liste hinzugefügt werden. Zudem widersprechen direkte Eingriffe dem Konzept der Dezentralisierung.

Trotz der Sanktionen ging Tornado.cash nie offline. Bitcoin-Mixer wie Blender.io und Sinbad.io, die von einer zentralen Instanz abhängig sind, wurden hingegen erfolgreich abgeschaltet.

Erst Anfang des Jahres verhafteten US-Behörden mit Roman Vitalyevich Ostapenko und Alexander Evgenievich Oleynik zwei der drei Entwickler hinter Blender und Sinbad. Neben den Tornado.cash-Entwicklern Roman Semenov und Roman Storm wird ihre Verurteilung noch während der Trump-Regierung erwartet.

Die bereits verurteilten Samourai-Entwickler bitten Donald Trump um eine Begnadigung. Eine Petition erhielt bis zum Redaktionsschluss mehr als 2.000 Unterschriften.

“Es würde mir sehr viel bedeuten, wenn Sie diese Petition unterschreiben. (…) In 30 Tagen müssen wir uns im Gefängnis melden. Es sei denn, der Präsident schreitet ein. Entwickler sollten nicht für die Handlungen von Kriminellen haftbar gemacht werden, die ihre Software missbrauchen”, schrieb Rodriguez.

It would mean a lot if you would sign this petition calling on @realDonaldTrump to pardon me and Bill

In 30 days we will report to prison. Unless the President steps in.

Developers shouldn't be liable for the actions of bad actors using their software #freesamourai …

— Keonne Rodriguez (@keonne) November 19, 2025